Europa : DIALOG mit ...
Juliane Bogner-Strauß
„Europa ist für mich jung, weiblich und familienfreundlich.“
Die bevorstehende Ratspräsidentschaft wirft ihren Schatten voraus. Die Politik steht unter Druck. Ganz Europa schaut auf Österreich. Als Bundesminister für Frauen, Familie und Jugend warten auf Juliane Bogner-Strauß enorme Herausforderungen. Die Jugend braucht Perspektiven. Bereits in der Zeitspanne von 2014 – 2020 haben vier Millionen Jugendliche europäische Chancen. Auslandserfahrung scheint das Zauberwort der Zukunft zu sein. Erasmus Plus als Chance für die Jugend schafft eine solide Basis für eine vernetzte Zukunft. Integration beginnt bereits bei der Jugend!
Austausch schafft Mehrwert. Und Chancen!
Auslandserfahrungen stärken das Selbstbewusstsein. Die Niederlande nehmen reichlich Geld in die Hand, um Wissenschaft und Innovation voran zu treiben. Es gibt dort Geld, Zeit und Raum, kurzum: Ideale Voraussetzungen für Fortschritt. Das motiviert. Andernorts scheint es weniger rosig, was die eingangs erwähnten Perspektiven betrifft. Knappe Budgets und systembedingte Verschrobenheit haben schon so manch begnadetes Genie in die banale Normalität geholt. Jetzt soll alles besser werden. Es ist die ausgeprägte Unbefangenheit, die hier durchkommt: Reiner Zufall hat Frau Minister in die Politik geholt. Die Herausforderungen sieht diese ganz gelassen, als geradezu willkommene Abwechslung zur bisherigen Karriere. Das Thema Familienbonus hat es Frau Minister sichtlich besonders angetan.
Familienbeihilfe: Heikles Thema
Wenn Gerichtshof, Kommission und Staaten unterschiedlicher Auffassung sind wird`s spannend. Die Familienbeihilfe ist so ein Moment. Die Indexierung ist mehr als nur strittig, jedoch sehr wohl EU-konform. Überhaupt, Sozialleistungen sind Sache der Mitgliedstaaten. Die Indexierung war übrigens ein Köder für die Briten, den Brexit zu überdenken. Mittlerweile ist es ein Dauerbrenner geworden. Es geht um die angemessene Deckung der Lebenshaltungskosten, und um gegebene Versprechen. Auch davon weiss Bogner-Strauss ein Lied zu singen. Sie ist Mutter dreier Kinder und mit dem Thema bestens vertraut. Basis der Überlegungen ist der Wohnort, die Staatsbürgerschaft hingegen ist nebensächlich. Die Lohnobergrenzen bei manchen Staaten machen die Dinge im Zusammenhang mit Beihilfen mehr als komplex, es kann nicht sein, dass Sekundärstaaten auf den Kosten picken bleiben. Entsprechend verwunderlich scheint der Alleingang Österreichs, auch wenn es andere bereits ähnlich sehen. Die Diskussion hat begonnen. Gehalt und Sozialleistungen jedenfalls sind gänzlich unterschiedlich Dinge. Die Ideologie der Werte hat Priorität.
Arbeiten ohne Grenzen
Österreich leidet an einem Facharbeitermangel. Entsprechend angebracht ist eine angemessene Willkommenskultur. Wenn ihr an unseren Sozialleistungen interessiert seid, müsst ihr kommen. So jedenfalls hört sich die Botschaft an. Europa wir immer älter, so die Bogner-Strauß. Wir müssen was tun für Jugend und Kinder, in unserem eigenen Interesse. Entsprechend engagiert fallen die Jugendziele im Zusammenhang mit der europäischen Jugendstrategie auch aus. Es sollen Wege und Möglichkeiten aufgezeigt werden, die Vorteile des europäischen Binnenmarkts auch wirklich optimale zu nutzen. Bereits heute ist die Jugend stark integriert, Bildung und Gesundheit sind nur ein Teil des Plans mit insgesamt 11 Jugendzielen. Die bevorstehende Ratspräsidentschaft soll in diesen Punkten weitere Errungenschaften bringen. Legislative Dossiers sollen abgeschlossen werden. Wir sind gespannt.
Jugendstrategie und Jugendkompetenzen
Bis zu 12 Monate Auslandsaufenthalt soll mächtig Punch in die Karriere der Jugendlichen bringen. Der Blick über den Tellerrand bringt neue Chancen und Perspektiven, Erasmus Plus ist die Gelegenheit schlechthin zu weitreichender Vernetzung und interkulturellen Austausch. Dabei zielt der Plan nicht alleine auf Studierende, sondern auch auf Lehrlinge. Der Verrohung der Sprache wir mit einem ganzen Massnahmenkatalog begegnet, Wertschätzung ist angesagt. So ganz nebenbei gibt es einen Seitenhieb auf die Parlamentarier, die zuweilen die angebrachte Wertschätzung vermissen lassen. Dirty Talking ist out, die Radikalisierung der Sprache zu überdenken: Wertschätzung des Gegenübers soll neue Impulse liefern. Überhaupt, Integration als Lösung der Probleme scheint angebracht. Das Thema Migrationshintergrund verlangt nach einer Erneuerung, speziell was den Umgang damit betrifft. Überhaupt, der europäische Mehrwert soll verstärkt in das Blickfeld der Menschen gerückt werden, Jugendarbeit ist der erste Schritt. Bewusstseinsbildung schafft Vertrauen.
Job. Karriere. Und Kinder?
Ja das geht. So Juliane Bogner-Strauß. Als Mutter dreier Kinder weiss sie wovon sie spricht. Einfach durchbeissen, so die Devise. Der Druck ist enorm, eine Zeit lang geht`s. Wenn`s brennt, müssen die Herren der Schöpfung ran. Oder das persönliche Netzwerk. Als Alleinerzieherin … naja, da ist die Sache schon etwas komplexer, das verlangt schon sehr viel Engagement und Ausdauer. Skandinavien agiert nach Best Practise, hierzulande ist man ja froh, wenn es nach 16:00 Uhr keine Meetings mehr gibt. Irgendwie: Der Umdenkprozess ist noch nicht abgeschlossen, hier müssen wir ansetzen. Denn nicht alle Alleinerziehenden haben ein tragfähiges Netzwerk, hier scheiden sich die Geister. Das müssen auch Dienstgeber und betreuenden Stellen verstehen, die mitunter reichlich realitätsfremd agieren. Was die Frauenquote betrifft, Frau Minister driftet ins Traumland ab, das wird wohl noch etwas dauern. Träume sind zollfrei. Die Einkommensschere als Relikt der Vergangenheit hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. 20% Differenz sind einfach zu viel, bei Pensionen sind es gar 38% Differenz zwischen Mann und Frau: Dieser Wert sollte zu denken geben, von wegen Gleichberechtigung. Gleiche Leistung soll auch entsprechend vergütet werden. Punktum.
Renationalisierung: Querköpfe am Werk?
Genderitis, Pay-Gap und Indexierungen sorgen für Gesprächsstoff. Der teils bereits unausstehliche Stolz einzelner Mitgliedsstaaten lässt Solidarität vermissen. Renationalisierung boomt. Mehrwert ist gefragt. Unterschiedliche Ansätze in vielen Belangen machen es jedoch unheimlich schwer, den Mehrwert in den Fokus zu stellen, es gibt zu viele Vorbehalte. Und Schwachstellen. Der digitale Bereich bietet enorme Zukunftschancen, doch irgendwie geht man es ziemlich ungeschickt an, wie vielfach zu vernehmen ist. Es braucht ein geeignetes Budget, zuhause und in Brüssel, und warum mehr zahlen wenn weniger Mitglieder da sind ist nur schwer verständlich. Es braucht eine stärkere Integration der Drittstaaten, auch diese haben Pflichten, man muss es einfach auf den Punkt bringen. Lob von Frau Minister für die Willkommenskultur, für Aussengrenzen ist Frontex zuständig. Jetzt geht`s darum, die Jugend für die Politik zu gewinnen, wegen der bereits erwähnten Unbefangenheit. Was die Zukunft betrifft: Es braucht Arbeit und Perspektiven für die Jugend. Wir müssen uns ins Zeug legen, um Europa so stark zu halten, wie es heute ist.
Fotos: Europa DIALOG / Moni Fellner Text: Thomas Winkler
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