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Virginia Ernst

 

Europa : DIALOG mit ...

 

Virginia Ernst

 

„Europa ist für mich wie eine grosse Familie, die in einem Haus gemeinsam lebt! Man akzeptiert und respektiert sich, man macht gemeinsame Dinge, löst gemeinsam Probleme und doch hat jeder seine eigene Persönlichkeit, seine eigene Wohnung und seine Privatsphäre.“ (Virgina Ernst)

 

Virginia Ernst & Benedikt Weingartner in Europa : DIALOG 

 

Cool. Einfach cool. Virginia Ernst hat ein höchst positives Bild von Europa. Ihre Leidenschaft war Eishockey. Der Sport hat mutig gemacht: Mit zarten 17 ist sie nach Schweden gegangen. Schwerstens  pubertär. Es war eine lustige Zeit, sie hat kochen gelernt. Bodycheck versus Smørrebrød. Auslandserfahrung teils skurriler Natur wie in Korea haben Eindrücke hinterlassen. Die Persönliche Freiheit hat einen neuen Stellenwert bekommen. Die sehr spannenden Korea-Impressionen mit übertriebener nationaler Neugierig bis hin auf die Unterwäsche jedenfalls sind nicht jedermanns Sache. Auch wenn es reichlich Überzeugungsarbeit im Elternhaus gebraucht hat, Virginia hat sich den Hockeyschläger gesichert und ist damit in die weite Welt gezogen. Um bei der Musik zu landen. Im Gespräch mit Benedikt Weingartner plaudert die beliebte Songwriterin mit grosser Fangemeinde über Europa, Sport und Musik.

 

Virginia Ernst bei Benedikt Weingartner

 

Toleranz und Offenheit?

 

Benedikt Weingartner bringt beim Thema Toleranz eine Studie über die Toleranz der Österreicher ins Gespräch, es ging um Positionen zu Religion und auch Sexualität. Bei genauer Betrachtung kristallisiert sich ein sehr differenziertes Bild heraus. Selbstbild und Fremdbild haben wenig Ähnlichkeit, man könnte beinahe von ausgesprochener Scheintoleranz sprechen. Virginia Ernst sieht die Sache gänzlich anders. Wenn es funkt, dann funkt es. Sie muss es wissen, und fordert Toleranz. Und prompt kommt die Sprache auf Conchita Wurst, die es erstmals geschafft hat, eine ganze Nation über Nacht tolerant zu machen. Virginia findet sichtlich ihren Gefallen daran, aus der Reihe zu tanzen.  Überhaupt, mit Normalität ist es langweilig. Virginia Ernst hat ihren Traum realisiert.

 

Virginia Ernst, Songwriterin, über Jugendträume, Europa, Sport und Musik

 

Jugendträume, Ziele und die Realität

 

Astronaut, LehrerIn, FriseurIn: Es lohnt durchaus, Träume zu verwirklichen. Die dynamische Powerfrau lacht, gerne und oft: Sie selbst sieht sich weniger als Lerntyp, sie hat Hands-On Qualitäten, auch wenn sie das Elternhaus gerne an einer Universität gesehen hätte. Sie schwimmt gerne gegen den Strom, Individualismus macht glücklich. Und unheimlich selbstbewusst. Wie kann ein Fremder wissen, was gut für dich ist? – An dieser Stelle gibt es Lob für das eigene Elternhaus, und dieses kommt aus Herzen. Heile Welt. Heile Familie. Musik macht tolerant. Ein klein wenig Egoismus kann dabei nicht schaden.

 

Virginia Ernst im Haus der EU / Wien

 

„Safes Ding Europa“: Cool!

 

In Europa passiert selten was, es ist das Sicherste was es überhaupt gibt. Das Haus Europa ist gut geschützt, wir sitzen im Warmen. Was die Dramen rundum betrifft, das kann Virginia nicht nachvollziehen: „Uns geht`s wirklich gut. Es ist unsere Pflicht, Wohlstand zu teilen, anders wäre es unfair und beschissen!“ Solidarität ist wichtig, die Bringschuld Europas kommt ins Gespräch. Der Unterton ist sanft, jedoch nicht zu überhören: Hier scheint es Differenzen zu geben, mit hohlen Worten ist es nicht getan. Überhaupt, mit Radikalismus ist es nicht getan, Manipulationen bilden eine beträchtliche Gefahr für eine ganze Generation. Europa ist relaxed, das sollte Schule machen. Doch es braucht Aufklärung.

 

Virginia Ernst

 

Religion als Lebensmodell für ein besseres Leben?

 

Die unterschiedlichen Modelle und Orientierungen sind geeignet, Ungemach zu verursachen. Das beginnt bereits in Familien, eine weitreichende Desorientierung ist zu vernehmen. Doch auch hier braucht es Toleranz. Idole zu idealisieren kann`s nicht sein, doch halt: Was bitte, ist eigentlich ein Idol? Was die Musik betrifft, Virginia ist Felsenfest davon überzeugt: Musik geht auch ohne Drogen. Es ist sicher nicht einfach, aber es geht. Sich was reinhauen ist eben nicht ihr Stil, doch sie will beweisen, dass Musik auch ohne Zusatzstoffe funktioniert.

 

Virginia Ernst, Songwriterin, Sängerin

 

Mit Disziplin durch persönliche Krisen

 

Virginia lacht. Sie kennt auch weniger gute Zeiten. Einsamkeit. Orientierungslosigkeit. Hilflosigkeit. Musik braucht Ausdauer und Disziplin. Beides hat sie im Sport gelernt. Rituale haben einen hohen Stellenwert, es geht um strukturelle Stabilität im Leben. Songschreiben beim Frühstückskaffee, musikalische Intermezzi beim Autofahren und viele Stunden im Studio. Sie produziert tagtäglich, die neue Nummer „KISS“ weckt Frühlingsgefühle und ist eine unverkennbare Aufforderung für Liebe und Zärtlichkeit. Virginia findet, dass „zu wenig geschmust wird heute“ – und lacht. Tränen kommen lediglich angesichts der Downloadzahlen: Speziell die illegalen Sauger drücken aufs Gemüt, mit dem Urheberrecht braucht`s eine andere Lösung sprich regulative Schritte. Auch Künstler haben Rechte.

Tolerieren. Respektieren. Zusammenhalt. Und möglichst keine Kriege. Virginias Wünsche für die Zukunft sind klar definiert und gut überschaubar. COOL.     

 

 

Text / Fotos: ©  Thomas Winkler