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Heinz Faßmann

 

Europa : DIALOG mit …

 

Heinz Faßmann

 

„Europa ist für mich die Hoffnung, die Enge des Nationalstaates zu überwinden. Europa ist als Bildungs- und Forschungsraum so attraktiv wie noch nie.“

 

Heinz Faßmann - Benedikt Weingartner in Europa : DIALOG

 

Der Politiker mit deutscher Herkunft hat Format. Mit etwas über zwei Meter Körpergrösse steht er einfach über den Dingen. Als Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung sind Bereiche wie Geographie, Raumforschung und - Ordnung ein natürliches Metier, die universitäre Karriere hinterlässt Spuren. Bildung prägt, und das ist auch oberstes Motto in seiner politischen Laufbahn. Als gelernter Europäer betrachtet er Europa als Normalität, die Zwischenstationen seiner Wirkungsbereiche sind neben Deutschland auch die USA. Gut gerüstet geht es jetzt an die Neuordnung besagter Bereiche in heimischen Gefilden.

 

Heinz Faßmann

 

Lob für die Konsortien

 

Perspektiven bis über den Walser Berg prägen den assimilierten und ziemlich begeisterten  Österreicher. Der Forschungsraum hat zumindest europäische Dimensionen, darunter rentiert es sich einfach nicht. Das Netzwerk ist wichtig, gemeinsames Forschen schafft neue Perspektiven. Termintreue erkennt er in Deutschland und Skandinavien, in Österreich ist klares Bemühen erkennbar. Nur in Frankreich, da klappt`s nicht ganz so gut. Entsprechend sollte man sich bei den einzelnen Projekten auf die sehr nationalen Eigenheiten einstellen. Europa ist sehr uneinheitlich, die regionalen Begebenheiten schlagen mächtig durch. Entsprechend wichtig wäre es, eine Lösung vom nationalen Prinzip anzustreben. Mehr noch, erst die konsequente Überwindung der Nationalstaatlichkeit schafft Platz für den europäischen Gedanken, dem ideologischen Kernstück Europas. Dabei setzt Faßmann bewusst auf entspannte Relaxedheit. Überschäumendes Temperament, das ist nicht seines, da kann er nicht mit. In der Ruhe liegt die ganze Kraft.

 

Heinz Faßmann, Politiker. Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

 

Europa: Es fehlt an Enthusiasmus!

 

Das Europaangebot ist, so Faßmann, ein sehr überzeugendes Angebot. Allein es fehlt am Glauben, er vermisst Emotionen. Begeisterung für Europa wäre wichtig, die krisenhafte Stimmung ist nicht zu übersehen. Der europäische Narrativ mit nationaler Komponente steht am Prüfstand, die ehemalige Wirtschaftsgemeinschaft ist gewachsen. Hurra-Patriotismus ist nicht erkennbar, was ja nicht schlecht ist, es braucht gesunden Menschenverstand, um die Entwicklungen zu verfolgen. Konstruktive Kritik wäre eine Möglichkeit, Erasmus bringt neue Chancen. Überhaupt: Viele Probleme sind ungelöst, wie Asylzuwanderung. Der Schwarze Peter landet beim Management. Dort, in Brüssel.

 

Heinz Faßmann - Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

 

Nationale Gelder nach Brüssel

 

Pro Europa. Diese Position des Ministers ist klar erkennbar. Es braucht jedoch noch reichlich Aufklärung, um die ideologische Idee in die Köpfe der Bürger zu bringen. Die Ratspräsidentschaft ist die einmalige Chance, in diesem Punkt nachhaltige Aktivitäten zu setzen. Überhaupt, es braucht politische Bildung an unseren Schulen, der Minister hofft auf verstärktes Engagement des Lehrpersonals. Die EU kommt nicht an in der Realität, einen reichlich technischen Bauplan zu präsentieren ist eben zu wenig. Das Zusammenspiel zwischen Kommission und Rat ist komplex, es braucht, und das steht fest, Emotionen. Speziell in der Diskussion. Europäische Netzwerke bieten eine überaus ausbaufähige Chance gemeinsam zu agieren und die EU konsequent in den Unterricht  zu integrieren und damit den praktischen Nutzen des vereinten Europas greifbar zu machen. Doch leider, bereits die Vorbereitungsklasse für Deutsch hat sich als überaus heikle Sache etabliert, hierzulande, in heimischen Gefilden. Kritik an unserem System. Der Vergleich mit einem Betonblock wird angerissen. Wir sind Europäer. Aber noch lange nicht angekommen. Oder sind das jetzt die letzten verzweifelten Ausläufer der Donaumonarchie?

 

Heinz Faßmann

 

Junge Talente gefragt!

 

Bildung ist ein sehr heterogenes Konstrukt. Und, so Faßmann weiter, es geht um Demokratie und das Verständnis dafür. Das europäische Netzwerk ist nur ein erster Schritt, die Angebote in diese Richtung sind zahlreich. Generell, es sind keine Europa-Defizite an unseren Schulen erkennbar, das eigentliche Ziel ist jedoch noch sichtlich weit entfernt. Sprechen wir also von Etappen. Wettbewerb und Forschung stehen im Fokus der Ratspräsidentschaft. Minister Faßmann ist Ratsvorsitzender. Beste Voraussetzung, neue Benchmarks zu setzen. Entsprechend geht es um eine merkliche Budgeterhöhung für Erasmus, um europäische Perspektiven für die Zukunft zu schaffen. Spanien ist an der Beliebtheitsskala der Destinationen ganz oben, ganz gleich, ob man alle Workshops und Vorlesungen in Alicante oder Madrid rübergebracht hat. Es geht um Social Skills, die vielfach unter den Tisch gekehrt wurden. Duale Ausbildung ist ebenso gefragt wie ausgeprägte Bildungsmobilität. In der Praxis jedoch, mit Verlaub, ist dies bei den Arbeitsgebern jedoch noch nicht ganz angekommen. Das Modell der Europäischen Universität sollte Erleichterung bringen, wie überhaupt die Mobilität der jungen Menschen als tragende Säule gilt. Wenn nur nicht die Probleme der Anerkennung ausländischer Zertifikate wären. Überhaupt, es geht um das Lernen des Lernens wegen, um permanentes Training und mentale Flexibilität, um auf ein wechselndes Umfeld angemessen reagieren zu können. Speziell Persönlichkeitsentwicklung ist gefragt, da Kommunikation eine der wichtigsten gesellschaftlichen Komponenten abgibt. Dabei setzt der Minister gezielt auf Theorie, die Praxis überholt sich von selbst, wie auch die Technik. Was heute aktuell ist, kannst morgen vergessen. Und: Mathe ist nicht alles. Wir haben andere Probleme …

 

Heinz Faßmann 

 

Knappes Budget für Unis in Österreich

 

Generell geht es um stringente Denkmuster. Latein abschaffen geht nicht, und was die Reihung betrifft: Unter den Top 25 sind 4 britische Unis. Österreich ist fernab der Top 100. Bitte dabei die Relativität zu beachten, andere haben mehr Budget und damit bessere Möglichkeiten, der Bereich Bildung wird knapp gehalten. Global gesehen ist keine europäische Uni an der Spitze, es gibt, so Faßmann, zwischen 15 und 20 Tausend Unis global. Klar, dass da hochspezialisierte Eliteschmieden dabei sind. Reputation ist alles. Harvard, MIT und andere geben den Ton an. Die Budgets dort sind gigantisch, es wird geforscht und getestet, das spielt`s hier nicht. Schwachpunkt ist nach wie vor die Anerkennung der speziell amerikanischen Qualifikationen, da hat Österreich bislang nichts dazugelernt. Entsprechend befremdlich wirkt die Behauptung, der akademische Arbeitsmarkt profitiert von Auslandserfahrungen und Mobilität. Hier braucht`s eine gründliche Innenschau der zuständigen Stellen, um die längst fällige Horizonterweiterung zu realisieren. Immerhin, wenn`s auch global hakt, auf europäischer Ebene sind beachtliche Erfolge erkennbar. Gesundheit, Krebsforschung und Demenz, weiteres Klimawandel und Smart Mobilität – das Forschungsrahmenprogramm gilt als Highlight, hier sind Fortschritte erkennbar. Secure Society ist nur ein Aspekt, eine Gesellschaft die Zusammenhält ist unabdingbar angesichts der aktuellen Entwicklungen in Europa. CERN ist Pflicht, es gibt keine Alternativen, sonst sind wir weg vom Fenster. Die Sache mit der Antimaterie ist ebenso spannend wie kostspielig, in vielen Dingen sind wir Zauberlehrlinge.

 

Heinz Faßmann - Politiker

 

Sprachbarrieren versus Integration

 

Elementarpädagogische Elemente sind ebenso gefragt wie Sprachförderung. Hakt`s mit der Verständigung, klappt die Integration nicht, spielerische Elemente als Basis der Verständigung sind nur ein Schritt. Eine Nord-Transatlantische Bildungsgesellschaft ist kaum erkennbar, wir haben immerhin Erasmus. Einmal mehr kommt Faßmann auf amerikanische Unis zu sprechen, die kriegt man so einfach nicht weg. Wer dort reingeht hat mächtig was drauf, das Wort Elite wird mit angemessener Ehrfurcht ausgesprochen: Es geht rein um die längst fällige Akzeptanz, hier braucht`s den fälligen Flash, um endlich aufzuwachen, hier wurde viel verbockt. Die Doktoressa gibt es nicht, der europäische Bildungsraum hat eine enge kontinentale Ausrichtung. Überhaupt sind Bildungsaufsteiger eine Errungenschaft unserer Epoche, Team-Teaching gewinnt an Bedeutung. Begabtenförderung ist wichtig, um bestehende Ressourcen zu nutzen.

 

Heinz Faßmann - Benedikt Weingartner in Europa : DIALOG

 

Das Genie aus dem Mühlviertel

 

Lob gibt es für das universitäre Verfahren der Stellenbesetzung an den Universitäten selbst, das System bürgt für hohe Qualität. Egel woher die Leute kommen, es geht um Qualität, das mit der 2. Wahl will sich der Minister nicht so gang gefallen lassen. Wie gesagt, der finanzielle Rahmen ist knapp bemessen, das sind keine grossen Sprünge drin. Überhaupt, Herr Minister schätzt den Lehrberuf. Nur irgendwie könne man die Schule nicht für ALLES verantwortlich machen:  Gewalt, Drogen, Rassismus – das ist unfair, die Schule kann nicht alles kitten, da müssen wohl auch die Eltern ran, um die Sprössling eben auf Kurs zu bringen. Ach ja, der Schreibtisch des Ministers dürfte überladen sein, seinen eigenen Schilderungen zufolge. Was soll`s. Jetzt sind Ferien!

 

Text & Fotos: Thomas Winkler