Europa : DIALOG mit ...
Ari Rath
„Europa ist für mich …“ (Ari Rath)
In Wien geboren, aufgewachsen in der Porzellangasse, ist Ari Rath in jungen Jahren nach Palästina geflohen. Umzingelt von moslemischen Staaten, haben die Verbindungen zu Europa für Israel enorme Bedeutung. Europa ist für Israel ein wichtiger, fixer Bezugspunkt, ohne welchen vieles unvorstellbar wäre. Ari Rath schwelgt in Kindheitserinnerungen, redet von einer schönen Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Die Erinnerungen an den Bürgerkrieg sind intensiv. Der Austrofaschismus hat ihn begleitet, es waren harte Zeiten. Umso verständlicher ist es, dass dem unaufhörlichen Rechtsruck mit grösster Wachsamkeit begegnet werden muss. Es kann doch nicht so schwer sein, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Oder etwa doch?
Problem Fremdenhass
Die Problematik des rechten Flügels ist gerade auch in Israel eine kritische Sache. In Österreich wiederum wird vielfach vergessen, dass Bürgern türkischer Herkunft vielfach enorme Aufbauarbeit geleistet haben, so Ari Rath. Fremdenhass, Antisemitismus – da ist kaum Unterschied erkennbar, er spricht von trüben Aussichten bei der aktuellen Entwicklung. Erfahrungen aus seiner Kindheit prägen seine Einstellung, die Kritik an Regierungen und dem System sind nicht zu überhören. Die Diplomatie braucht mehr Engagement – die Politik muss sich auch bewegen, die Fronten scheinen erstarrt zu sein. Ungereimtheiten gibt es genug, die Probleme müssen angegangen werden, um Frieden zu schaffen. Etwas Vertrauen wäre angebracht. Die Zukunft Israels ist aus Sicht von A. Rath, gefährdet. Eine halbe Million Menschen gegen deren Willen zu beherrschen ist jedoch kaum geeignet, Frieden und Vertrauen zu schaffen. Wachsamkeit ist angebracht.
Viele Opfer und ein paar Theorien
Die erste Opfertheorie aus Moskau stammt aus 1943. Österreich als erstes Opfer von Hitler aggressiver Politik ist eine Sache, doch es geht weiter: Viele Bürger landeten beim Regime, Gewalt und Grausamkeiten waren nicht zu stoppen, an die Unrühmlichkeiten der Epoche sind noch lange nicht vergessen, Schmerz und Betroffenheit prägen eine ganze Generation. Viele Millionen Reichsmark an Gütern als Wiedergutmachung stehen einzigartigen Grausamkeiten gegenüber, die Situation wirkt fast bizarr und verursacht einen gewissen Zwiespalt. Deutschland liefert Waffen, auch die Amis mischen mit, sie gelten als zuverlässige Verbündete Israels. Waffen machen Frieden? – Da stimmt doch was nicht.
Europa in der Krise?
Aktuelle Entwicklungen lassen einen gefährlichen, fast schon kollektiven Rechtsruck erkennen. Ari Rath kommt an düsteren Visionen nicht vorbei – mahnende Worte lassen tiefe Sorge erkennen. Es fehlt Zusammenhalt und Solidarität, möglicherweise auch an Wärme und Vertrauen. Die Amis jedenfals hätten nichts dagegen, wenn Israel bei der EU wäre, die Handelsbeziehungen reichen weit zurück, nur die politischen Verbindungen sind von Störgeräuschen überlagert. Das jedenfalls dürfte an der Regierung Israels liegen, wie den Worten von A. Rath zu entnehmen ist. Oder sind zu viele Vermittler im Spiel? Das Wort Lobbyisten schwebt kaum hörbar im Raum: Sind Interessenskonflikte die Ursache für die Störgeräusche?
Runter vom Elfenbeinturm!
Kompromisse und ein ehrlicher Dialog in Augenhöhe. Das sind Grundvoraussetzungen für positive politische Entwicklungen, die mehr denn je einer gewissen Dringlichkeit unterliegen. Die Botschaft an Europa beinhaltet den friedlichen Angleich zwischen Israel und Palästina. Wir dürfen unsere Zukunft nicht gefährden. Besser wäre es, fortan und sehr konsequent ein vereintes Europa zu leben. Text & Fotos: Thomas Winkler
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