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Doron Rabinovici

 

Europa : DIALOG mit ...

 

Doron Rabinovici

 

„Europa ist für mich die gemeinsame Hoffnung“

 

Doron Rabinovici & Benedikt Weingartner in Europa : DIALOG 

 

Europa hat erlebt, wie es an sich selbst zugrunde ging. Nationalismen und die Zerstörung der Demokratie sind weitere Schlagworte, die Doron Rabinovici, gleich zum Opening der Diskussion einbringt. Narzismus. Faschismus. Friede auf dem Kontinent? Das war nicht immer so. Die Vergangenheit ist bekannt. Und nicht unbedingt rühmlich. Probleme sind international. Lösungen, so diese endlich kommen, ebenfalls. Menschenrechte basieren auf einer  Ausfallshaftung. Doch das System funktioniert nur dann, wenn alle mitziehen. Stichwort Solidarität. Und spätestens hier fangen die richtig Probleme richtig an.

 

Doron Rabinovici bei Benedikt Weingartner im Haus der EU

 

Netzwerken. Aber richtig!

 

Wenn ein Staat einem Bürger das Recht aufkündigt zu sein, springen andere Staaten ein. Das Recht auf Asyl greift, doch das braucht ein tragfähiges Netzwerk. Unser Europa ist die Suche nach einem Festland der Demokratie, der Menschenrechte, des Friedens und des sozialen Ausgleichs, so Rabinovici. Aber jenseits der populistischen Begrenztheit ist Land in Sicht, so der Historiker und Schriftsteller. Und untermauert die Notwendigkeit für ein Europa ohne Grenzen. Die Wertegemeinschaft steht am Prüfstand. Morgenland. Abendland. Dazwischen das Christentum. Mozart und Beethoven spielen eifrig mit, wenn es um Werte geht. Doch halt. Da war doch noch etwas? Was ist mit Meinungsfreiheit, der Sozial- und Bildungspolitik? Und all den vielen weiteren  Kleinigkeiten, die das Leben so lebenswert machen? Rabinovici bringt Randgruppen ins Spiel, als abschreckendes Beispiel für Diskriminierung.

 

Doron Rabinovici

 

Warum keine europäische Partei?

 

Wenn`s brennt in Europa, wen ruf ich an? Wer ist dafür zuständig? Der Rat hat weniger zu sagen als die Kommission. Überhaupt: Wir sprechen von Europa. Und leben exzessive Nationalstaatlichkeit. Da stimmt doch was nicht? Der Historiker vermisst die soziale Vision. Nein, es ist nicht sein Aufgabe, Politik zu machen. Er schreibt Texte. Er analysiert. Und sieht, was nicht funktioniert. Die  Vergesslichkeit der Politik scheint überhaupt eine europäische Krankheit zu sein. Irgendwie entsteht der Eindruck, dass die Elite mit Brüssel nix am Hut hat. Ist es denn so schwer, Europäer zu sein? Die Kräfte die wirken sind enorm. Nur komplett gegensätzlich. Gibt es überhaupt eine europäische Öffentlichkeit? Rechtspopulismus macht sich breit. Rabinovici wirkt nachdenklich. Und das Südtirol-Paket zu öffnen, das wäre fatal. Wer mit Grenzbalken spielt, spielt mit dem Feuer.

 

Doron Rabinovici

 

(Voll)Holler und Hintergrundgespräche

 

Die Aussen-Grenz- und Asylpolitik erntet Kritik. Frei übersetzt könnte man von defensiver Wurstigkeit sprechen, so wie hier agiert wird. Nationalismen dominieren den Alltag. Die europäischen Ambitionen halten sich bedeckt. Soziale Verwerfungen wären der nächste Schritt, so scheint es. Europa ist die Chance für gemeinsame Standards. Entsprechend unverständlich ist die Haltung der nationalen Akteure. Spin-Doktoren sind gefragt, so Rabinovici, der politische Ideenlosigkeit erkennt. Bist Flüchtling, bist abgestempelt. Papiere werden entsorgt, die Biographie verwischt. Nur, um eine neue Biographie ins Leben zu rufen. Doch auch die Hilfsbereitschaft hat einmal ein Ende. Entweder wird falsch kommuniziert. Oder es läuft überhaupt was falsch. Wir können es uns aussuchen. Flüchtlinge nicht nur als Challenge zu sehen sondern auch als Chance wäre ein Ansatz. Doch das braucht einen gemeinsamen Ansatz. Überhaupt, was das Thema Flüchtlinge betrifft, so hat Europa sichtlich alles falsch gemacht, was ein Kontinent nur falsch machen kann. Warum weiss es niemand besser? Wo bleibt die Lösung? Die Politik, so Rabinovici, ist nicht an Lösungen interessiert, sondern an „Stimmung“. Es geht um Wähler und Stimmen. Und Macht.

 

Doron Rabinovici

 

Visionen. Ängste. Unbekannte.

 

Menschenrechte zu treten kommt zurück. Internationale Lösungen sind die einzig tragfähige Variante, die aktuellen Turbulenzen zu meistern. Doch irgendwie hakt es auch hier. Territoriale Überlegungen und Machtbedürfnisse lassen die Vernunft vermissen, Nationalismen verursachen Störgeräusche. Von Vorzeigeland ist Österreich ohnehin weit entfernt, so scheint es, und das liegt sicher nicht nur an den Medien. Allein der ÖXIT, an dem sich niemand erinnern wollte ( … der Hofer war`s … ) lässt die europäische Identität vermissen. Vielleicht sollten wir den Begriff Heimat neu definieren?

Vielfalt. Und eine gemeinsame politische Linie. Das wären die ersten vernünftigen Ansätze, für ein gemeinsames Europa der Zukunft.

 

Fotos: Europa DIALOG / Moni Fellner

Text: Thomas Winkler