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Bangkok - Teil 1

 


       Ein Buddha kommt selten alleine …

 
 

Von den Bewohnern schlicht und einfach KRUNGTHEP – „Stadt der Engel“ – genannt, hat diese Metropole auch in der Namenslänge Ultimatives zu bieten, wie dem Guiness Buch der Rekorde zu entnehmen ist : Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit. ( Stadt der Engel, größte aller Städte, Wohnsitz des Smaragdbuddha, unbezwingbare Festung, unsterbliches, wertvolles Juwel, überaus mächtig, altehrwürdig, neunfach mit Juwelen geschmückte himmlische Stadt, gestiftet von Indra und wiedererrichtet von Vishnu ) – ein imposanter Name für eine nicht minder imposante Stadt.

 

Die fehlerfreie Aussprache des vollen Städtenamens garantiert Aufmerksamkeit!

 

Bangkok - Wat Arun

Wat Arun

 

BEVÖLKERUNG

Von General CHAKRI als RAMA I im Jahre 1782 zur neuen Hauptstadt auserkoren, beheimatet der pulsierende, aber dunstverhangene Ballungsraum Bangkok rund 9 Millionen Menschen. Die weit über dem Durchschnitt liegende Bevölkerungsdichte ist ausschlaggebend für das soziale Verhalten der hier wohnhaften Bevölkerung. Bedingt durch das räumlich enge Zusammenleben der Familien bleibt nur wenig Platz für individuelle Bedürfnisse.  So ist es nicht verwunderlich, dass größtmögliche Harmonie angestrebt wird, um das tägliche Miteinander nicht unnötig zu erschweren. Die geradezu bewundernswerte Eigenschaft, Aggressionen mit einem entwaffnenden, wenn auch unverbindlichen Lächeln zu entschärfen, wäre auch westlichen Kulturkreisen sehr zuträglich.

Kinder werden im Familienverband mangels entsprechender sozialer Absicherung in erster Linie als Altersversorgung angesehen und werden mit viel Liebe und Aufopferung großgezogen. Der Generationenvertrag hat speziell in Asien uneingeschränkte Gültigkeit. Es darf nicht verwundern, dass die Älteren den Umständen entsprechend hofiert und verehrt werden und die Generationen einander mit Respekt begegnen. Höflichkeit gehört zum guten Ton. Wo viele Menschen unter einem knapp bemessenen Dach versammelt sind, geht es eben nicht ohne entsprechende akustische Untermalung. Bereits in den frühen Morgenstunden sind aus den dicht an dicht gescharten Wohnungen Musik und angeregte Unterhaltung zu vernehmen. Stille wird der Mentalität entsprechend als bedrohlich empfunden und gezielt vermieden.

Sehr relativ ist auch der Begriff „Zeit“ - mit geradezu stoischer Gelassenheit werden Ereignisse erwartet. Dinge geschehen - Geduld und Gelassenheit gelten als Tugend!

Frei nach dem Motto „fremde Länder, fremde Sitten“ werden die zahlreichen Bangkok – Besucher ( landesweit als FARANG bezeichnet ) nicht als Touristen, sondern als Gäste angesehen. Aus diesem Grunde sei an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen, die uralten Gewohnheiten und traditionellen Bräuche der stolzen, aber überaus liebenswerten Gastgeber den Begebenheiten entsprechend zu respektieren und zu würdigen.

 

BUDDHISMUS

 

Es war 563 vor dem Beginn unserer Zeitrechnung, als im heutigen Südnepal am Fuße des Himalaya, nämlich in LUMBINI ein Prinz namens SIDDHARTHA GAUTAMA das Licht der Welt erblickte. Hindu – Priester prophezeiten ihm Großes – und so sollte es auch kommen. Obwohl standesgemäß aufgewachsen, blieb ihm das menschliche Leid seiner Zeitgenossen nicht verborgen. Der Legende nach beschloss er an seinem 29. Geburtstag fortan als Bettelmönch zu leben. Nach einer sechsjährigen Phase der Meditation und Selbstbesinnung kam ihm die Erleuchtung – so geschehen 528 v. Christus unter einem FICUS RELIGIOSA. Er begann, seine Erkenntnisse an seine Jünger zu lehren.

Der heutige Buddhismus hat das NIRVANA zum Ziel – ein Zustand absoluter  Ruhe und Ausgeglichenheit fernab der Realität. Der EDLE  ACHTFÄLTIGE  PFAD dient dem Erreichen des Ziels. Richtige Erkenntnis, rechtes Denken, rechte Rede, rechte Tat, rechter Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Konzentration sind Grundprinzipien, die den steinigen Weg ins NIRVANA weisen. Wenn man der Legende glauben schenken darf, benötigte Buddha 500 Lebenszyklen, um diese letzte und erstrebenswerte Realität zu erreichen. Erst geraume Zeit nach Buddhas Tod – es war unter König RAMKHAMHAENG – kam seine Lehre nach Thailand. Heute gibt es über 90 % bekennender Buddhisten. Heranwachsende Männer tauschen für zumindest 3 Monate weltliche Werte gegen Mönchsrobe, Selbstbesinnung und Entbehrung, nur um sich den inneren Werten zu öffnen.

Mönche in safrangelben Roben prägen das Bild der Tempelanlagen. In den frühen Morgenstunden nehmen sie mit Ihren Schalen Opfergaben in Form von Lebensmittel – gleich einer Art buddhistischen Kirchensteuer – entgegen. Die Eröffnung von Geschäften und Häusern erfolgt traditionsgemäß in Gegenwart einer Gruppe geladener Mönche, die das Glück für die Inhaber erbitten.

Trotz flächendeckender Verbreitung des Buddhismus besteht aber auch ein Glaube an Geister und Götter, zu deren Ehren unzählige Geisterhäuschen – CHAO TI – errichtet werden, um Böses fernzuhalten.

 

CHINATOWN

 

Liegt südöstlich der ursprünglichen Altstadt und wird überwiegend von Chinesen bevölkert. In diesem pulsierenden Viertel ist der Tempel des Gold-Buddha – WAT TRAIMIT – sowie die YAOWARAT Road mit zahlreichen Pfandleihen, Goldläden und Schmuckgeschäften zu finden. Anhänger asiatischer Heilkunst empfinden die zahlreichen Apotheken mit traditionellen Heilmitteln als Paradies auf Erden. Für jedes Wehwehchen gibt es ein eigenes Kraut. Fledermäuse, Eidechsen- und Pythonfleisch oder gar Bärenblasen stellen die mitunter auch bedenklichen asiatischen Gaumenfreuden zufrieden, der World Wide Fund of Nature kann nicht alles sehen. Knapp bemessenen Gehsteige werden von  geschäftstüchtigen Kleinhändlern bevölkert, schmale Seitenstraßen zeigen einen einmaligen Blick hinter die Kulissen fernöstlicher Tradition und Wohnkultur.

 

DEMOKRATIEDENKMAL

 

Inmitten der stark frequentierten RATDAMNOEN KLANG Road – diese wird aufgrund der verschnörkselten Zier auch gerne als Prachtstraße bezeichnet – ruht auf einer mächtigen Verkehrsinsel das symbolische Monument: Vier hoch in den Himmel ragende, zügig geschwungene Flügel erinnern noch heute an den 1932 stattgefunden Staatsstreich, der das Ende der absoluten Monarchie mit sich brachte. Die Basisreliefs berichten vom Beginn der Demokratie.

 

Bangkok: Demokratiedenkmal im Morgenrot

Demokratiedenkmal

  

EHEMALIGE THRONHALLE

 

Der in neovenezianischem Stil mit charakteristischer Kuppel errichtete Prunkbau aus weißem Marmor wurde von RAMA V in Auftrag gegeben und ist nur von außen zu besichtigen. Auf dem davor liegenden Platz, in dessen Mitte ein Reiterdenkmal zu Ehren RAMA V positioniert wurde, finden die ziemlich monumental gehaltenen  Truppenparaden statt. Hinter der Thronhalle befindet sich das neu errichtete Parlamentsgebäude.

 

EINKAUFEN

 

Angesichts unzähliger überaus großzügig angelegter Einkaufszentren sowie  zahlreicher Märkte stehen kaufkräftige Touristen vor der Qual der Wahl. In Shopping Malls gelten die ausgeschriebenen Preise doch lohnt es, gezielt nach  Diskonten zu fragen. Das Angebot ist bestens sortiert, Preisvergleiche sind empfehlenswert.

Besonders interessant für europäische Besucher  sind Seidenprodukte, wobei der Name JIM THOMPSON in engem Zusammenhang mit Seide steht.

Modefreaks werden entlang der SUKHUMVIT Road in Ekstase geraten. Die zumeist unter indischer Leitung stehenden Fachbetriebe versprechen ein 24-Stunden-Service für  Maßanzüge. Etwas Geduld bei der zeitlichen Kalkulation für eine zusätzliche Anprobe belohnt die Suchenden mit überaus schicken, gut passenden Outfits, die es jederzeit mit Designerstücken aus Italien oder Frankreich aufnehmen können, speziell auch in puncto Verarbeitungsqualität.

Mehrfachen Anstoß erregen die nicht so ganz „waschechten“ Designer – T-Shirts auf den Märkten: Hier geht es knallhart um jeden einzelnen noch so weichen Baht, auch wenn der gewiefte Händler den edlen achtfältigen Weg verlassend die Hände ringend und Herz zerreissend über die seltsamsten Krankheitsfälle in seiner Familie berichtet. Armani ist eben nicht Armani, und Meister Versace lebt nicht mehr. Es geht einfach um das viel zitierte Pünktchen am „i“! Ein weiteres Problem stellen die auf diesen Märkten angebotenen Uhrenimitationen dar: Auf den ersten Blick sehr viel versprechend, ticken sie letztendlich doch nicht so ganz richtig. Die einzige Garantie: Händler taucht unter!

Auch bei Edelsteinen ist der fachkundiger Blick und ein Echtheitszertifikat unablässig, um finanzielle Verluste zu vermeiden.

Wer mit dem Erwerb von kostbaren Antiquitäten liebäugelt, ist auf das Wohlwollen des Fine Art Departements angewiesen.

Zusammenfassend sei erwähnt, dass mit entsprechendem Insiderwissen und hartnäckiger Verhandlungstaktik einige Schnäppchen auszumachen sind.

 

ERAWAN SCHREIN

 

Der hinduistische ERAWAN Schrein an der Ecke PLOENCHIT RATDAMRI – Road ist einer der meistfrequentierten Haustempel der Stadt und Anlaufstelle zahlreicher Bittsteller, um mit Hilfe des viergesichtigen Gottes BRAHMA zu Wohlstand zu gelangen. Vor Lottoziehungen herrscht Hochbetrieb – Früchte, Kerzen und Räucherstäbchen werden zuhauf geopfert. Aufgrund der in großer Zahl herumstehenden, geschnitzten Teakholz – Elefanten, die von Gläubigen bei der Erfüllung einer Herzenswunsches bereitwillig aufgestellt werden, kommt man zu der Feststellung, dass es sich bei BRAHMA um eine überaus fleißige , wohlwollende und sehr großzügige Gottheit handeln muss. Die stets präsenten, anmutigen  Tempeltänzerinnen beeindrucken offensichtlich nicht nur Bittsteller ...

 

 

GARKÜCHEN

 

Diese durchwegs asiatische Errungenschaft entspricht in der optischen Aufmachung nur in den seltensten  Fällen europäischen Vorstellungen. Der Zweck  heiligt die Mittel – auf geringer Fläche werden in nüchterner Atmosphäre großartige Gerichte zu brieftaschenfreundlichen Preisen feilgeboten. Sprachbarrieren gibt es nicht – die routinierten Köche lassen sich bereitwillig in die Töpfe schauen. Dank garantiert frischer weil zumeist noch lebender Zutaten lassen sich an den stets stark frequentierten Plätzen Land und Leute auf kulinarischer Ebene erforschen. Nachhaltigkeit garantiert. Suchtgefahr!  

 

GARUDA

 

Ein mythisches Symbol, halb Mensch, halb Vogel; außerdem die denkbar höchste Belobigung: Die Auszeichnung wird von seiner Majestät dem König an jene Auserwählten vergeben, die sich mittels besonderer Leistungen dem Land gegenüber verdient gemacht haben.

 

GIANT SWING

 

Die 25 Meter hohe, knallrote Riesenschaukel neben dem WAT SUTHAT erinnert noch heute an das grausame Schaukelfest hinduistisch - brahmanischen Ursprungs. Aufgrund der unzähligen tödlichen Unfälle der  Wettkämpfer wurde das Ritual bereits in den 20iger Jahren untersagt.

 

Bangkok - Giant Swing - Riesenschaukel

 

GOLDEN MOUNT

 

Auf dem künstlich aufgeschütteten Hügel wollte RAMA III eine Chedi nach dem Vorbild von AYUTTHAYA errichten. Doch es sollte wohl nicht sein – der Boden gab nach, der Bau folgte den Gesetzen der Schwerkraft und brach in sich zusammen. RAMA V ließ weiteres Erdreich herbeischaffen und so entstand der GOLDEN MOUNT, der heute von einer weithin sichtbaren goldenen CHEDI auf einer Aussichtsplattform gekrönt wird. Mit 79 Meter Höhe bietet das Gelände einen weitreichenden Panoramablick. Während des Golden Mount Festivals erstrahlt die Anlage in vollem Glanz, tausende Pilger und Neugierige bevölkern den Berg.

 

Bangkok Teil 2

Fotostrecke

 

Text: T. Winkler

Fotos: © T. Winkler